Landkarte oder GPS?

"Landkarten braucht man doch gar nicht mehr, oder? Du hast doch bestimmt ein Navi."

Es ist erstaunlich, wie viele Menschen meinen, dass man in Zeiten von Smart Phone und Navigationsgerät auch auf einer großen Reise auf herkömmliche Landkarten verzichten kann. Natürlich können diese elektronischen Helfer recht praktisch sein. Und für die schnelle Reise von Erlangen zu Freunden in Bonn braucht man heutzutage wirklich keine Landkarte mehr zu bemühen. Das Ziel ist es, in Bonn in der xy-Straße anzukommen. Was dazwischen liegt, ist in diesem Fall nicht wichtig. Man reist eindimensional.

Wenn ich aber auf einer langen Reise durch fremde Länder fahre, sieht das ganz anders aus. Da geht es nicht in erster Linie darum, nach 500 Kilometern irgendwo anzukommen, sondern darum, das Land zu entdecken. Da ist es also von Interesse, was dazwischen liegt. Oder eben auch, was es abseits der direkten Route zu sehen gibt. Oder wo die Grenzübergänge zu den Nachbarländern liegen. Und um das alles im Überblick zu haben, braucht man einen zweidimensionalen Plan, der größer ist als das Handy- und auch das Computer-Display. Man kommt an der guten, althergebrachten Papierlandkarte nicht vorbei.

Mit Walter beim Kartenstudium in Polen (Foto: Martin Kirchner).

Während der ersten Hälfte dieser Weltumradlung bin ich viel mit Nelles-Landkarten unterwegs gewesen. Sie haben ein angenehmes, übersichtliches Layout und nicht allzu viele Fehler. Seit Kolumbien reise ich mit den Karten von "Reise Know-How". Die sind inzwischen ebenfalls weitgehend fehlerfrei, haben gegenüber Nelles aber den großen Vorteil, dass sie wasser- und reißfest sind.

Wenn ich mich zwischen Landkarten und GPS-Gerät entscheiden müsste, würde ich wegen der besseren Übersicht ohne Zögern zur bewährten Papierlandkarte greifen. Schön aber, dass mir niemand verbietet, beides dabeizuhaben.

Auf der Ortlieb-Lenkertasche habe ich die Landkarte immer im Blick.

 

 

 

Mein Garmin ist eine äußerst hilfreiche Ergänzung zum Papier, die ich nicht mehr missen möchte. Die größten Vorteile hat das GPS-Gerät bei der Orientierung in sehr einsamen Gegenden (beispielsweise im Südwesten Boliviens) und in dicht besiedelten Gebieten. In großen Städten kann es hilfreich sein, um den richtigen Ausgang zu finden (es gibt ja nicht überall auf der Welt Wegweiser, und die Sonne scheint auch nicht immer zur Orientierung), die anvisierte Herberge, eine Botschaft, einen Fahrradladen, ...

Die digitalen Landkarten der Gerätehersteller sind teuer. Garmin verlangt für seine topografische Deutschlandkarte stolze 150 Euro. Dagegen steht als verlockende Alternative das kostenlose Kartenmaterial von OSM (Open Street Maps). Das ist eine Initiative, die vergleichbar mit Wikipedia ist: Wer etwas weiß, darf es eintragen. Und das tun so viele Nutzer, dass die Datensammlung schnell gewachsen ist. Natürlich wird jede Eintragung bei OSM - wie auch bei Wikipedia - auf Plausibilität geprüft, bevor sie endgültig übernommen wird. So hat sich innerhalb der letzten Jahre eine riesige Datenbasis zum weltweiten Straßennetz gebildet, die sehr verlässlich ist. Dabei sind nicht nur die Straßen und Wege eingezeichnet, sondern zudem auch viele sogenannte Points of Interest (POIs) - das sind Sehenswürdigkeiten, Unterkünfte, Postämter, Banken und vieles mehr.

Aufstieg zum Taldyk-Pass in Kirgistan. Wegen meiner -> Spendenaktion für "Ärzte ohne Grenzen" läuft der GPS-Empfänger ständig mit.

Die OSM-Daten sind nicht direkt auf ein GPS-Gerät übertragbar. Sie müssen für das jeweilige Zielgerät aufbereitet werden. Es gibt eine ganze Reihe von Webseiten-Betreibern, die das regelmäßig tun, die OSM-Daten für die verbreitetsten Geräte also gewissermaßen "kompilieren". Garmin hat sich in den letzten Jahren als Gerätehersteller eindeutig durchgesetzt, daher wird das entsprechende Format auch am meisten unterstützt, die neuesten Karten werden aus der aktuellen Datenbasis in kurzen Abständen für diese Geräte generiert.

Ausschnitt aus dem gut sortierten OSM-Kartenangebot auf www.openmtbmap.org

 

 

 

 

Besonders gut gepflegte Seiten bietet Felix Hartmann mit seinen Web Sites -> www.velomap.org und -> www.openmtbmap.org an: Das Kartenangebot ist übersichtlich strukturiert nach Kontinenten, Ländern und Regionen ("German Bundeslaender"). VeloMap.org bietet die besten Fahrradkarten für Rennradfahren und "normales" Fahrradfahren (etwa zur Arbeit), während Openmtbmap.org für Wanderer und Mountainbiker optimiert ist.

Die Nutzung - also der Karten-Download - ist grundsätzlich frei. Für einige Extras muss man jedoch eine Mitgliedschaft erwerben. So können etwa die getrennt von den Karten gespeicherten Höhenlinien nur von registrierten Mitgliedern genutzt werden. Auch die Karten für Nordamerika sind nur nach der Anmeldung verfügbar.

Im Zusammenhang mit den Höhenlinien muss noch erwähnt werden: Eine genaue Vorausberechnung der Höhenmeter auf einer geplanten Route ist leider nur mit den originalen (wie gesagt sehr teuren) Garminkarten möglich. Das liegt nicht an einem Mangel in den OSM-Daten oder deren Aufbereitung, sondern ist eine Einschränkung in den Garmingeräten und -programmen. Immerhin kann man aber auf dem PC (mit den Garmin-Programmen MapSource oder BaseCamp) eine skalierte Grafik des Routenprofils anschauen und somit die bevorstehenden Höhenmeter grob abschätzen. Wer es genauer wissen will, muss online sein und die Höhenmeter der geplanten Route auf einschlägigen Websites berechnen lassen.

Der südlichste Punkt Afrikas, Cape Agulhas, und die Siedlung L'Agulhas auf der Afrika-OSM-Karte (im Layout von www.openmtbmap.org).

Mein Fazit: Die gute, alte Papierlandkarte hat noch lange nicht ausgedient. GPS-Geräte sind aber eine sehr sinnvolle Ergänzung. Auf den frei verfügbaren digitalen OSM-Landkarten sind inzwischen auch kleinste Ortschaften weltweit detailliert dargestellt.

 

Maks

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